Vor 75 Jahren entstand der Staat Israel

„Gleich allen anderen Völkern, ist es das natürliche Recht des jüdischen Volkes, seine Geschichte unter eigener Hoheit selbst zu bestimmen“, verkündete der israelische Ministerpräsident David Ben Gurion vor 75 Jahren, am 14. Mai 1948, die Gründung des Staates Israel. Laut jüdischem Kalender ist der Unabhängigkeitstag heuer am 26. April.

Gurion berief sich auf den Beschluss der UNO-Vollversammlung. Diese hatte am 29. November 1947 nach langen, turbulenten Verhandlungen die Resolution 181 zur Teilung Palästinas angenommen. Das Gebiet stand zu diesem Zeitpunkt unter britischer Mandatsverwaltung. Die Resolution sah die Gründung eines jüdischen und eines arabischen Staates vor. Jerusalem sollte einen internationalen Status erhalten.

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Die Resolution sollte den seit Jahrzehnten anhaltenden Konflikt zwischen arabischen und jüdischen Bewohnern sowie der britischen Mandatsmacht in Palästina lösen. Die beiden neuen Staaten sollte eine Wirtschaftsunion verbinden und beide sollten demokratische Verfassungen erhalten. Doch mehrere Faktoren verhinderten, dass dieser Teilungsplan seither zu einer friedlichen und demokratischen Lösung für Palästina führte.

Die arabischen Regierungen und die Palästinenser lehnten den Teilungsplan ab. Hätten sie zugestimmt, wäre der Staat Palästina größer geworden, als es in derzeitigen Friedensplänen theoretisch möglich wäre.

Die jüdischen Bewohner beriefen sich bei der Forderung nach einem eigenen Staat unter anderem auf die Deklaration des britischen Außenministers Arthur Balfour vom 2. November 1917. Darin sicherte Großbritannien – das im Ersten Weltkrieg das unter osmanischer Herrschaft stehende Palästina besetzt hatte – zu, die Schaffung eines nationalen Heims für die Juden in Palästina zu unterstützen.

Grundlage für die Idee eines jüdischen Staates war die Bewegung des Zionismus. Einer seiner führenden Vertreter war der in der Habsburger-Monarchie geborene Theodor Herzl (1860-1904). Unter dem Eindruck des Antisemitismus in Europa und dem Komplott gegen den jüdischen Hauptmann Albert Dreyfus in Frankreich veröffentlichte er 1896 das Buch „Der Judenstaat“. Er war der Überzeugung, dass Juden eine Nation seien und deswegen ein jüdischer Staat gegründet werden müsse.

Während der Naziherrschaft in Deutschland, Österreich und schließlich in großen Teilen Europas kam es zwischen 1933 und 1945 zur bisher massivsten Judenverfolgung. Viele europäische Juden flohen vor dem Holocaust nach Palästina. Die Briten wollten aber nur eine begrenzte Zahl von ihnen in Palästina aufnehmen, auch der Gründung eines jüdischen Staates standen sie damals ablehnend gegenüber.

Militante zionistische Gruppen begannen nach dem Zweiten Weltkrieg, die britische Mandatsverwaltung zu bekämpfen und verübten Terrorakte. Die bewaffnete Untergrundorganisation Irgun sprengte im Juli 1946 das britische Hauptquartier für Palästina, das King David-Hotel in Jerusalem, in die Luft. 91 Menschen starben dabei.

Auch zwischen Juden und Palästinensern kam es zu blutigen Auseinandersetzungen. Durch die wachsenden Einwanderungswellen fühlten sich die Palästinenser schon seit den 1920er-Jahren bedroht. Als in den 1930er-Jahren immer mehr Juden nach Palästina strömten, kam es schließlich zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen zwischen den Bevölkerungsgruppen, die sich auch nach dem Zweiten Weltkrieg fortsetzten.

Am 14. Mai 1948 proklamierte David Ben Gurion den Staat Israel. Die Palästinenser nennen dieses Ereignis „Al-Nakba“ (Katastrophe). 24 Stunden nach der Staatsgründung erklärten der Irak, der Libanon, Syrien, Ägypten und Jordanien Israel den Krieg. Doch dabei mussten die Palästinenser herbe Verluste hinnehmen. Israel eroberte weitaus größere Gebiete als im UNO-Teilungsplan von 1947 vorgesehen war, darunter auch Westjerusalem.

Bis zu 900.000 Palästinenser flohen aus dem Kernland in das unter jordanischer Verwaltung stehende Westjordanland, in den zu Ägypten gehörenden Gazastreifen und in andere benachbarte arabische Gebiete. Der von der UNO eingesetzte Vermittler Folke Bernadotte wurde am 17. September 1948 von Angehörigen der jüdischen Terroristen-Gruppe Lehi erschossen.

1964 wurde auf dem arabischen Gipfel in Kairo die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) aus der Taufe gehoben. Der Palästinensische Nationalrat, das Parlament, kam erstmals in Ostjerusalem zusammen und sprach sich für den Kampf zur Befreiung Palästinas aus.

1967 kam es zum Sechs-Tage-Krieg zwischen Israel und den arabischen Staaten Ägypten, Jordanien und Syrien. Er dauerte vom 5. bis zum 10. Juni. Israel besetzte ganz Jerusalem, den Gazastreifen und das Westjordanland sowie die Golan-Höhen und die Sinai-Halbinsel. Der Ausgang des Krieges beeinflusst die Weltpolitik bis heute. Für eine Friedenslösung fordern große Teile der Weltgemeinschaft die Rückkehr zu den Grenzen Israels von 1967 und die Schaffung zweier Staaten.