Meinung

von Roland Korntner

Steht SPÖ wirklich hinter Luger? Nicht an der Basis, nicht im Bund!

Während der Landeschef weiter die Mauer macht, rumort es unter den „kleinen Leuten" und in Wien

Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger hat also die Öffentlichkeit belogen. Er hat nicht nur die Fragen für das Hearing um die Stelle als künstlerischer Leiter der Linzer Veranstaltungsgesellschaft LIVA und des Brucknerhauses an Dietmar Kerschbaum weitergeleitet, sondern auch mehrfach behauptet, dass er Kerschbaum vor dessen Bewerbung nicht gekannt habe.

Nunmehr aufgetauchte Chats sprechen aber eine ganz andere Sprache. Zudem hat Luger selbst auch noch ein teures Gutachten in Auftrag gegeben, welches klären sollte, wer die Fragen im Vorfeld hinausgegeben hatte.

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So weit, so schlecht. Es kommt aber noch dicker, denn die SPÖ macht Luger die Mauer. Zumindest in Linz. Die Linzer SPÖ sprach dem 63-jährigen am Mittwoch in einer Klausurtagung in Langenlois mit 31 Teilnehmern einstimmig das Vertrauen aus.

Ist kein Kavaliersdelikt

Kann man machen, muss man aber nicht. Selten waren sich die übrigen Parteien in einer Rücktritts-Aufforderung so einig wie im Fall Luger, nunmehr arbeiten ÖVP, FPÖ und Grüne an einem gemeinsamen Misstrauensantrag.

Noch peinlicher wird es freilich dann, wenn SPÖ OÖ-Landesgeschäftsführer Florian Koppler die „Reaktionen der Linzer Opposition für überzogen hält. Mehr Sachlichkeit und weniger Sommertheater würden die Kritik glaubwürdiger wirken lassen“, wird Koppler in einer Aussendung zitiert.

Ein Vergleich mit der Schule

Eine Aussage, die sich selbst richtet. Denn die SPÖ selbst hat schon tatsächlich aus Mücken Elefanten gemacht, bei Lugers Verhalten handelt es sich aber definitiv nicht um eine Mücke oder um einen Kavaliersdelikt! Das ist ein von Lügen begleitetes, dreistes Vorgehen!

Eine Gegenfrage: Was würde einem Lehrer passieren, der die Matura-Aufgaben vorab einem Schüler übermittelt? Um nur ein Beispiel zu nennen. Fakt ist, ihm würde nicht einstimmig das Vertrauen ausgesprochen werden, sondern ein Disziplinarverfahren drohen.

Das Schweigen im Walde ist vorbei

Wobei, ob das mit dem Vertrauen in der SPÖ wirklich der Fall ist, darf ohnehin bezweifelt werden. Luger, seit 2013 im Amt, hat sich aus der starken Linzer Position heraus nicht nur Freunde gemacht.

Landeschef Michael Lindner und Bundesparteiobmann Andreas Babler, der ohnehin als besonderer „Freund“ Lugers gilt, hatten sich zum Skandal bis Donnerstagmittag jedenfalls noch nicht geäußert. Dann dafür aber heftig, denn auch der SPÖ-Spitzenkandidat für die Nationalratswahl in fünf Wochen forderte Luger wenigstens zum Rücktritt als Stadtparteichef (nicht als Bürgermeister!) auf.

Landeschef Lindner hält es in einer Aussendung „für richtig, dass Klaus Luger diese Angelegenheit als Bürgermeister begleitet und zur Aufklärung beiträgt“. Womit soll er das tun? Weiteren Lügen? Da macht man nur den Gärtner zum Bock!

„Rücktritt alternativlos“

An der sozialdemokratischen Basis brodelte es schon davor längst, wie diverse Reaktionen zeigen. Nicht in irgendwelchen Foren, sondern in einer offiziellen Facebook-Gruppe von Babler wird eifrig gepostet.

Nämlich Dinge wie:  „Peinlich“ oder „Stimmt mich traurig als Sozialdemokratin“ oder  „Eine unangenehme Sache und wird sich als Bumerang für Andreas Babler erweisen“ oder „Rücktritt ist alternativlos“, heißt es da unter anderem. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Nur so viel: Der „kleine Mann“ oder die „kleine Frau“ hat offenbar mehr Gespür dafür, was sich gehört, als die SPÖ in Linz und Oberösterreich.