Weiter Debatte um Schließungen von Kliniken in NÖ

Debatte um Schließungen von Kliniken in Niederösterreich © APA/THEMENBILD/GEORG HOCHMUTH

In der Debatte um Schließungen von Kliniken in Niederösterreich hat sich am Freitag der ärztliche Direktor der Weinviertler Standorte Hollabrunn, Korneuburg und Stockerau (Bezirk Korneuburg), Rainer Ernstberger, zu Wort gemeldet. Die Bündelung der stationären Akutversorgung in einem an einem geeigneten Standort neu zu errichtenden Krankenhaus „würde vieles erleichtern“, hielt er in einer Aussendung fest.

Ein am Mittwoch publik gewordenes Expertenpapier sieht u.a. die Auflassung der Spitäler in Hollabrunn, Korneuburg und Stockerau vor. „Die mögliche Variante der Errichtung eines gemeinsamen neuen Klinikums Süd-West im Weinviertel kann einen im Einzelfall längeren Anfahrtsweg durch die wesentlich höhere Effizienz in der Diagnostik mit folgendem, rascheren Therapiebeginn ausgleichen“, argumentierte Ernstberger. Die bestehende Herausforderung der Instandhaltung dreier in die Jahre gekommener Parallelstrukturen „würde für eine Bündelung der stationären Akutversorgung sprechen“. Die Betriebskosten für drei Kleinkliniken seien deutlich höher als für ein zentrales hocheffektives Krankenhaus mit modernster Ausstattung.

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Ernstberger zufolge sind Hollabrunn und Korneuburg-Stockerau derzeit für die stationäre Basisversorgung von 150.000 Menschen im nördlichen Wiener Umland verantwortlich, in einzelnen Fachbereichen sogar für 300.000 und mehr zuständig. Für eine Bündelung spreche, dass die erfolgreiche Behandlung eines schwer kranken Akutpatienten heute zwingend die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Spezialisten aus klinischen und nicht klinischen Fächern erfordere. „Die personellen, technischen und baulichen Ressourcen für eine zeitnahe Intervention müssen 24/7 zur Verfügung stehen“, erläuterte der ärztliche Direktor.

Die in den NÖ Gesundheitspakt eingebundene Geschäftsführerin der Gesundheit Weinviertel GmbH, Katja Steininger, betonte, dass „zahlreiche Ideen und Vorschläge am Tisch“ lägen, die diskutiert, evaluiert und noch verändert würden. „Es ist jedoch kein einzelner Vorschlag oder keine einzelne Idee fixiert!“ Der Gesundheitspakt als Diskussionsplattform zur Zukunft der Gesundheitsversorgung im Land solle helfen, „mit dem jetzt vorhandenen Personal eine noch bessere Versorgung zu gewährleisten“. Dabei gehe es „ganz klar nicht um Einsparungen“, so Steininger.

In den Kliniken Melk, Klosterneuburg (Bezirk Tulln), Gmünd und Waidhofen an der Thaya soll laut dem Expertenpapier die Akutversorgung wegfallen, sie sollen zu Sonderkrankenanstalten umgebaut werden. Man sei mit einer älter werdenden Bevölkerung konfrontiert, die „zunehmend auch eine Beanspruchung des Gesundheitswesens darstellt“, hielt Niederösterreichs Patientenanwalt Michael Prunbauer dazu im Ö1-„Mittagsjournal“ fest. Es sei daher „notwendig, sich darüber Gedanken zu machen, ob man mit den jetzigen Strukturen hier eine richtige Versorgung bieten kann“. Besonders bei schweren Erkrankungen sei spezifische und spezialisierte Behandlung essenziell. „Und da wissen wir schon, dass konzentrierte Standorte hier in der Versorgungsqualität einfach mehr bieten und leisten können, als das bei klein strukturieren Einheiten der Fall ist.“

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Die SPÖ Niederösterreich befürchtet indes „die größte Spitals-Schließungswelle Österreichs“ und lehnt dieses Vorhaben „zur Gänze ab“, stellte Landtagsabgeordneter Rene Pfister am Freitag fest. Ein „schwarz-blaues Geheimpapier muss veröffentlicht werden“, forderte er. Zudem kündigte der Mandatar an, dass sich seine Partei, allen voran Landesvorsitzender Landesrat Sven Hergovich, „geschlossen und mit aller Kraft gegen jede einzelne Spitals- oder Abteilungsschließung in unserem Bundesland stellen“ werde.

Die „NÖN“ („Niederösterreichische Nachrichten“) berichteten am Freitag von einem Schreiben von sieben Bürgermeistern von Spitalsgemeinden an Mitglieder aller drei Parteien der Landesregierung. Sie fordern „einen Runden Tisch mit den verantwortlichen Entscheidungsträgern des Landes Niederösterreich. Es ist von größter Wichtigkeit, dass wir in einem persönlichen Austausch die Situation unserer Landeskliniken klären können und auf direktem Weg informiert werden“.

Unterzeichner des Briefs sind laut „NÖN“ die ÖVP-Stadtchefs Patrick Strobl (Melk), Helga Rosenmayer (Gmünd), Andrea Völkl (Stockerau), Christian Gepp (Korneuburg), Christoph Kaufmann (Klosterneuburg), Alfred Babinsky (Hollabrunn) und Josef Ramharter (Waidhofen a.d. Thaya). Das Schreiben erging an die ÖVP-Landesräte Christiane Teschl-Hofmeister und Ludwig Schleritzko, an Christoph Luisser (FPÖ) sowie Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ).