DRILL-X-Bohrlöschgerät kommt sogar durch Stahlbeton

In OÖ entwickelte „Feuerwehrrevolution“ bis Ende 2025 bei allen Hubrettungsstandorten vertreten

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Dachstuhlbrände stellen die Feuerwehren vor immer größeren Herausforderungen: Einerseits kann der Löschangriff von innen für die Einsatzkräfte zur Gefahr werden, andererseits wird das Öffnen des Daches von außen immer komplizierter, weil zum Beispiel Solarpaneele den Weg versperren.

Die Lösung bietet ab sofort ein neues Bohrlöschgerät. Der DRILL-X ist ein echter Oberösterreicher: Erdacht vom 24-jährigen Maschinenbauingenieur und Feuerwehrmann Lukas Traxl von der FF Roith, Gemeinde Ebensee, und entwickelt von der SYNTEX TECH GmbH aus Bad Goisern.

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Nach zwei Jahren Probelauf kommt er nun bei den ersten fünf Feuerwehren im Land zum Einsatz, bis Ende 2025 sollen alle 52 oö. Hubrettungsstandorte und die Landesfeuerwehrschule mit dem Gerät ausgerüstet sein. Traxl geht davon aus, dass seine Erfindung dann mindestens einmal in der Woche „zu sehen sein wird“.

Nur „minimalinvasiver“ Eingriff notwendig

Am Landesfeuerwehrkommando spricht man bereits von einem „neuen Zeitalter der Brandbekämpfung“, wie der stv. Kommandant Michael Hutterer betont. Der DRILL-X arbeitet quasi minimalinvasiv.

Der nur 56 Millimeter dicke Bohrer kann in Sekundenschnelle alle gängigen Baumaterialien wie Holz, Blech, Beton bis 80 mm und künftig auch Stahlbeton bis 420 mm durchdringen — bei einem Standard-Kaltdachaufbau benötigt er nur 20 Sekunden. Im Anschluss daran werden bis zu 800 Liter Wasser in der Minute im Inneren des Gebäudes versprüht.

Gut 10 Kilogramm wiegt der Aufsatz, der an einen Schlauch angeschlossen wird. Beim Löschen ist der Zeitfaktor ein wesentlicher: „Wichtig ist, dass das Gerät in den ersten 30 Minuten zum Einsatz kommt“, betont Hutterer. Beim Testlauf konnten so 80 Prozent der geschlossenen Raumbrände effektiv gelöscht werden. Der DRILL-X ermögliche somit nicht nur eine neue Taktik beim Löschangriff, wie Landesfeuerwehrkommandant Robert Mayer betont: „Das Gerät erhöht auch die Sicherheit der eingesetzten Kräfte und minimiert Schäden, da weniger Wasser zum Einsatz kommt.“

Keine Kosten für Gemeinden

Bis Ende 2025 werden flächendeckend insgesamt 53 Geräte im Einsatz sein. Oberösterreich werde damit — wie bei den Feuerwehrdrohnen — einmal mehr als Pilotregion vorangehen, zeigte sich Feuerwehr-Landesrätin Michaela Langer-Weninger erfreut.

Die Kosten von rund zwei Millionen Euro (rund 36.000 Euro pro Gerät) übernehmen das Land OÖ (Gemeinde- und Katastrophenschutz-Ressort) und der Landesfeuerwehrverband. „Den Gemeinden entstehen damit keinerlei Kosten“, betont Gemeinde-Landesrat Michael Lindner.

Die ersten fünf DRILL-X gehen nun an jene Wehren, die neben der FF der TU Graz den Testbetrieb durchgeführt haben: an die BF Linz, die FF Wels, die FF Vöcklabruck, die FF Freistadt sowie an die Heimatfeuerwehr des „Erfinders“, die FF Roith. Dafür werden nun Führungskräfte und Gerätebediener in Theorie und Praxis ausgebildet.

Von Renate Enöckl

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